Angewandte Bewusstseinswissenschaften

Der Terminus „Bewusstseinswissenschaft“ ist zwar neu, das Forschungsfeld kann jedoch an eine enorme Tradition des Forschens einer „Geisteswissenschaft“ im eigentlichen Sinne anknüpfen. Gleichzeitig bestehen Verbindungen zu modernen Entwicklungen der Physik und der Neurobiolo­gie, die zu einer ganzheitlich verstandenen Bewusstseinswissenschaft selbstverständlich dazuge­hören.

Zum 01.03.2011 wurde eine Stiftungsprofessur für Angewandte Bewusstseinswissenschaften in der Psychosomatik an der Universität Regensburg eingerichtet. Sie wird finanziert von den Heiligenfeld Kliniken in Bad Kissingen und unterstützt von der Stiftung Bewusstseinswissenschaften.

Die Stiftungsprofessur wurde mit Professor Thilo Hinterberger, (Dr. rer. nat., Dipl. Phys.) besetzt, der schon seit vielen Jahren in der Bewusstseinsforschung tätig ist. Der erfolgreiche Verstetigung der Stelle 2017 ermöglicht die Weiterführung des Forschungbereichs Angewandte Bewusstseinswissenschaften.

Die Angewandten Bewusstseinswissenschaften beschäftigen sich mit folgenden Themenbereichen:

1. Bewusstheit

Bewusstheit für die Gesamtheit des Erlebens und seiner Inhalte und für den Prozess des Erle­bens ist eine Grundvoraussetzung für jegliche Formen der Gestaltung des eigenen Be­wusstseins. Dabei gibt es unterschiedliche Grade der Bewusstheit von momentanem Be­wusstwerden über die Fähigkeit zur Bewusstheit und kontinuierlicher Bewusstheit bis hin zu vertiefter und erweiterter Bewusstheit.

2. Bewusstseinstechnologie

Bewusstseinstechnologie meint die Kompetenz der Steuerung des eigenen Bewusstseins im jeweiligen Moment und dem damit verbundenen Bewusstseinszustand. Kern einer Be­wusstseinstechnologie sind die Bewusstheit für die aktuelle Situation und die eigene Steue­rungs- und Gestaltungskompetenz darin. Bewusstseinstechnologie meint einen breiten Kom­petenzbereich von Beobachtungsfähigkeit über Selbststeuerung bis hin zur bewussten Intuition oder gar nondualer Präsenz.

3. Bewusstseinsgestaltung

Bewusstseinsgestaltung ist Selbstführung und Selbstmanagement im weiteren Sinne, darüber­hinaus Teilhabefähigkeit und Beziehungsgestaltung. Bewusstseinsgestaltung meint auch die Fähigkeit zur Gestaltung komplexer Situationen und Ereignisse und das Selbstdesign im Sinne der Konfiguration der eigenen Kompetenzstruktur. Sie zielt schließlich ab auf eine kompetente und erfüllende Lebensführung.

4. Bewusstseinskunst

Bewusstseinskunst meint die Gestaltung von Lebenserfahrungen und Lebensabläufen nach ästhetischen, kreativen und künstlerischen Gesichtspunkten im Sinne der Lebenskunst. Dies beinhaltet auch die bewusste Evolution des eigenen Bewusstseins hin zu veränderten und höheren Bewusstseinsformen und zur Teilhabe an kollektiven Bewusstseinspro­zessen.

Forschungs- und Anwendungsfelder

Forschungs- und Anwendungsfelder angewandter Bewusstseinswissenschaften könnten bei­spielsweise sein

  • Bewusstseinstechnologien im Sinne der Selbststeuerung
  • Nutzen und Auswirkung von Geräten zur Gehirnstimulation Biofeedback von Gehirnaktivitäten zur Bewusstseinsmodulation
  • Wirkung und Nutzen von bewusstseinsbeeinflussenden Nahrungs- und Nahrungsergän­zungs­mitteln, wie z. B. Kaffee, Tee, Kräuter, Vitamine, Guarana, Ginseng, usw.
  • Wirkung und Nutzen von bewusstseinsbeeinflussenden, psychoaktiven Lebensmitteln, wie z. B. Alkohol, sinnesaktivierende Stoffe (Sensatonics), Nikotin und von Medikamenten wie z. B. Anti­depressiva, usw.
  • Wirkung von Musik und Film auf Bewusstseinszustände
  • Wirkung von computersimulierter Realität im weitesten Sinne auf Bewusstseins­zustände
  • Achtsamkeits- und Meditationsforschung, „Präsenz“-Forschung
  • Bewusstseinsforschung in sexuellen Erfahrungen
  • Sterbe-Bewusstseinsforschung
  • Mentales Heilen
  • Körperorientierte Methoden der Bewusstseinsveränderung, wie Atemarbeit, Stimmarbeit, Klänge, Körperarbeit, usw.
  • Bewusstseinslenkung in Hochleistungssituationen
  • Auswirkungen von Extremsituationen oder Grenzerfahrungen, in Bezug auf Bewusstseins­ver­änderungen und Entwicklung von Technologien
  • Nutzen und Missbrauch von Bewusstseinstechnologien
  • Leerheitsforschung bezüglich Bewusstseinszuständen
  • Dialogforschung
  • Erforschung kollektiver Bewusstseinsbildungen und kollektiver Intelligenz
  • Bewusstseinskunst, z.B. im Sinne der Komposition von „Bewusstseins-Sinfonien“
  • Bewusstseinsprozesse in Organisationen, z. B. Unternehmenskultur
  • „Wirklichkeits“-Forschung.